Der Bereich der formalen Ethik erlebt einen Wandel von einem einzigartigen oder standardisierten Ansatz des normativen Denkens, wie er durch die so genannte standardisierte deontische Logik veranschaulicht wird, zu einer Vielzahl von anwendungsspezifischen Theorien. Deontische Logik ist das formale Studium von Prinzipien des normativen Denkens, d.h. das Denken über Normen (Verpflichtung, Erlaubnis, Verbot). Es wurde ursprünglich als Instrument zur Formalisierung des normativen Denkens in ethischen und rechtlichen Kontexten entwickelt und wird seitdem vor allem von philosophischen Logikern und einigen Rechtstheoretikern erforscht. Es wurden eine Reihe von Systemen vorgeschlagen. Die Herausforderungen des adäquaten Umgangs mit normativen Konzepten wie Verpflichtung, Erlaubnis, Verbot und moralischem Engagement werden auch durch die berüchtigten Paradoxien des normativen Denkens veranschaulicht. Deontische Logiken wurden von Logikern und Philosophen entwickelt, mit wenig Interesse an Automatisierung und Implementierung.

In diesem Seminar werden wir dieses immer wichtiger werdende Forschungsgebiet untersuchen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der praktischen Entwicklung von Berechnungswerkzeugen für normatives Denken auf der Grundlage formaler Methoden. Die Hauptmotivation besteht darin, flexible und leistungsfähige ethische und rechtliche Gouverneure für autonome intelligente Systeme zu entwickeln und umzusetzen.

Von den Teilnehmern dieses Seminars (BSc- und MSc-Studenten) wird erwartet, dass sie über einen grundlegenden logischen Hintergrund verfügen. Hochmotivierte Teilnehmer aus anderen Disziplinen (z.B. Mathematik, Philosophie, Recht, Geschichte und Sozialwissenschaften) sind willkommen.