Allgemeine Modulbeschreibung:
Methodische Kompetenzen sind Grundlage eines jeden wissenschaftlichen Arbeitens und stellen zugleich Schlüsselqualifikationen für die spätere berufliche Praxis dar. Hierzu zählen nicht zuletzt Kenntnisse wissenschaftlicher Weltbilder und Selbstverständnisse, auf denen einzelne Methoden beruhen, die kritische Reflexion der Stärken, Schwächen und Grenzen bestimmter Ansätze und Forschungsinstrumente sowie die Beschäftigung mit der Frage, welche Aspekte beim Einsatz bestimmter Methoden in der wissenschaftlichen Forschung beachtet werden müssen. Im Seminar werden Grundlagen der Wissenschaftstheorie, ausgewählte qualitative und quantitative Forschungsmethoden und deren konzeptionelle Grundlagen und Methoden der Datenanalyse behandelt. Dazu gehören die Erstellung und Auswertung von Fragebögen für standardisierte Befragungen, EDV-basierte Dateneingabe und Datenaufbereitung, Entwicklung von Leitfäden für qualitative Interviews (Expertengespräche, narrative Interviews etc.), thematische Kartierung, Diskursanalyse, Fokusgruppendiskussion, teilnehmende Beobachtung und eine Diskussion der Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden sowie der jeweiligen Einsatzbereiche. Im Geländepraktikum werden die verschiedenen Methoden im Gelände eingeübt und die erhobenen Daten ausgewertet und abschließend präsentiert. Hierzu erstellen die Studierenden zu einer vorgegebenen Thematik in den Seminaren eigenständig Forschungsinstrumente wie Fragebögen, -leitfäden und Kartierungsgrundlagen.
Thema des Geländepraktikums: Geographien des Todes
Auch Berlins Tote brauchen ihren Platz. Diesen finden sie schon lange nicht mehr ausschließlich auf Friedhöfen. Bestattungen im Wald und zur See sind neben vielen anderen Beerdigungsritualen längst zur gängigen Praxis geworden und entspannen den Druck auf innerstädtische Friedhofsflächen. Gleichzeitig übernehmen Friedhöfe verschiedene Funktionen - als Kulturerbe und Erinnerungsort und manchmal auch als Touristenattraktion. Daraus ergeben sich Flächenansprüche und Nutzungskonflikte.
Aus anthropogeographischer Perspektive wandeln wir auf den Spuren der Toten und gehen den folgenden Fragen nach: An welchen Orten werden die Toten Berlins beigesetzt? Bieten die vorhandenen Friedhöfe ausreichend Platz für Berlins Tote? Gibt es weiterhin eine ausreichende Nachfrage nach Friedhofsbestattungen? Wie werden Friedhöfe finanziert und verwaltet? Mit welchen städtischen Flächennutzungen konkurrieren Friedhöfe?
Ausgehend vom konkreten Fallbeispiel der durch Wohnbebauung bedrohten Friedhöfe entlang der Kreuzberger Bergmannstraße gehen wir Fragen des kulturellen Wandels von Friedhöfen nach, der politischen Ökonomie von Friedhöfen sowie Friedhöfen als Teil des kulturellen Erbes einer Stadt. Die Ergebnisse der Forschungsprojekte werden 2022 im Rahmen eines UNA-Europa-Projektes unter der Leitung der Université Paris-Sorbonne in englischer Sprache präsentiert.